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Jassin: „Augen öffnen und Horizont erweitern“

Meine Familie kommt aus Afghanistan. Bereits 2003 sind wir in den Iran geflohen. Lebten dort einige Jahre. Doch irgendwann gab es im Iran keine Perspektive mehr für uns. Und so machten wir uns wieder auf den Weg. Richtung Westen – die klassische Route: Über die Türkei und Griechenland erreichten wir schließlich Deutschland und landeten eher zufällig in München. Das war 2011. Die ersten Monate waren sehr schwer. Wir durften in der Gemeinschaftsunterkunft nichts machen, saßen nur herum – keine Schule, keine Außenwelt, keine Begegnung. Aber Fußball war möglich, auf der Straße – und das war mein großes Glück.

Denn so kam ich endlich mit unserer neuen Außenwelt in Kontakt, lernte auf dem Bolzer auch immer mehr und besser Deutsch. Und fand Freunde fürs Leben, die meiner Familie schon damals sehr geholfen haben. Wenn es beispielsweise um Briefe von den Behörden ging, die wir nicht verstehen konnten. Oder um ein Ticket für die U- oder S-Bahn.

Meine Jungs und ich gründeten ein Straßenfußball-Team – den FC Ariana. Wir meldeten uns bei buntkicktgut an, gewannen Pokale und Medaillen. Das war eine wunderbare Zeit. Denn auf dem Bolzer verschwanden meine alltägliche Sorgen, traf ich Freunde und hatte viel Spaß. Ich wurde Coach und Referee. Und ich lernte: Zusammenhalt ist gerade auf der Straße und im Leben sehr, sehr wichtig.

Jassin-vielfalt

So fand ich Schritt für Schritt, Kick für Kick meinen Platz in der Gesellschaft, in einem Land, in dem die Sicherheit sehr viel wiegt und bedeutet. Außerdem gibt es in Deutschland nicht nur einen Weg. Viele Wege führen dich ans Ziel – in der Bildung wie im Beruf. Du hast hier vielfältige Möglichkeiten.

Nur das erste Jahr war sehr schwer. Da konnte meine Familie, konnten wir als Geflüchtete nicht viel machen. Und so arbeite ich nun schon seit langer Zeit für „Jugendliche ohne Grenzen“, die sich für junge Menschen und vor allem Geflüchtete einsetzen, sie beraten und begleiten, damit sie besser und schneller Anschluss finden. Auch das Thema Rassismus spielt da eine Rolle. Ich gebe dazu auch Workshops, berichte von meinen Erfahrungen. So wurde ich schon angespuckt, geschlagen und angepöbelt. Rassismus ist leider überall auf der Welt. Es ist wichtig, dass die Menschen, Geflüchtete genauso wie Einheimische, ihre Augen öffnen und ihren Horizont erweitern. Es ist doch schön, dass es so viele und verschiedene Menschen gibt.

Ich komme aus Afghanistan. Ein tolles Land, wenn man die Kultur und Natur betrachtet. Aber auch der Iran ist toll – gutes Essen, gute Musik. Wie in der Türkei. In Deutschland ist das Essen auch ganz gut. In München habe ich vor allem viele Freunde gefunden. Oder Spanien. Meine Schwester studiert in Barcelona, hat dort eine sehr gute Zeit. Griechenland ist auch sehr cool. Ich kann sogar die Schrift lesen.

Viel lesen muss ich bei meinem Masterstudium für Informatik in München. Nebenbei arbeite ich als Consultant für eine Software-Firma. Wenn ich eine gute Stelle finde, werde ich auch noch promovieren. Und ich möchte eine eigene Familie gründen. Fußball mit meinen Jungs vom FC Ariana spielen. Einfach ein glückliches Leben führen.

von Jassin Akhlaqi (27)

© 2012 buntkicktgut

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