„Fußball ist ein Sport voller Leidenschaft“
Er steht nun schon das zweite Jahr an der Linie beim FC Bayern Youth Cup und hat große Ziele mit seiner Mannschaft – Trainer Julian Wöhr will mit dem Team Germany beim World Final hoch hinaus. Das hat er uns nach dem German Final im Interview verraten. Alle Tore, Spiele und Ergebnisse gibt’s bald hier: FC Bayern Youth Cup!
Shakehands: Coach Julian Wöhr (Mitte) beim German Final.
buntkicker: Hallo Julian, bist du so etwas wie der Bundestrainer der Straßenfußballer?
JULIAN: [lacht] Der eine Julian heißt Nagelsmann und arbeitet für den DFB, der andere, also ich, beim Team Germany. Aber nein, Bundestrainer würde ich nicht sagen, aber es ist natürlich eine Ehre, das Team Germany zu coachen und damit auch viele der besten Straßenfußballer Deutschlands trainieren zu dürfen.
Vor ein paar Wochen lief das German Final.
Genau. Das ist dann mein Startschuss. Da geht es dann los. Das German Final fand dieses Jahr auf dem Campus des FC Bayern statt. Gemeinsam mit Fabio Rummenigge und anderen Vertretern des Rekordmeisters habe ich dort unser Team gesichtet. Wir beobachten gemeinsam die Spiele und sprechen dann über die Spieler, die uns positiv auffallen. Am Ende bilden wir eine Top Zehn und wählen weitere zehn Spieler als Backup aus.
Entscheidest du dann, wer ins Team Germany kommt?
Hauptsächlich geht die Sichtung vom FC Bayern aus. Hier sind meistens Legenden wie Klaus Augenthaler, Hansi Pflügler oder früher Paul Breitner mit dabei. In diesem Jahr waren drei Coaches aus dem internationalen Programm der Bayern bei der Sichtung. Vor Ort beobachten wir dann gemeinsam die Spieler, tauschen uns aus und wählen die besten aus. Jeder hat die Chance, an diesem Tag die Coaches vom FC Bayern und mich durch herausragende Leistungen zu überzeugen und sich fürs Team Germany zu empfehlen.
Die Qualifikation fürs German Final lief ja in Berlin und in Weingarten – da haben Teams aus allen deutschen buntkicktgut-Standorten mitgemacht und um den Einzug in die nationale Finalrunde gekämpft. Wie viele Teams haben es nach München geschafft?
Zehn Teams standen im German Final. Diese haben in zwei Gruppen gegeneinander gespielt, dann Halbfinale und Finale. Ganz klassisch. Am Ende gab es einen Turniersieger – und aus allen Mannschaften die Kandidaten für das Team Germany, die uns am stärksten aufgefallen sind. Das Niveau war gut und es gab sehr enge Duelle. Am Ende haben es Spieler aus München und aus Berlin in die Top Zehn geschafft.
Was ist dir generell beim German Final in diesem Jahr aufgefallen?
Das Level der Spieler war auf jeden Fall hoch. Ein Vergleich mit den Vorjahren ist schwierig. Jedes Jahr hat seine besondere Situation, seine eigene Geschichte. Jeder Jahrgang ist anders geprägt. Es gab in diesem Jahr Teams, in denen gleich zwei, drei Spieler sehr positiv aufgefallen sind und sich damit auch eine Nominierung fürs Team Germany oder als Backup verdient haben.
Gegen welche Länder muss sich das Team Germany beim World Final behaupten?
In diesem Jahr sind Nigeria, Ruanda, Südafrika, Argentinien, Mexiko, USA, Indien und eben Deutschland mit dabei. Wir wollen ein gutes Turnier abliefern und Fußball spielen, der Spaß macht, der intensiv ist und voller Leidenschaft. Wir wollen zeigen, dass die guten Einzelspieler auch in kürzester Zeit zu einem Team zusammen wachsen können. Und wenn wir das schaffen, wollen wir natürlich auch um den Titel mitspielen.
Als Team-Germany-Coach bleibt dir nur wenig Zeit, um aus einem komplett neuen Team eine eingeschworene Gemeinschaft zu machen. Wie machst du das?
Die Jungs können alle Fußball spielen. In den wenigen Tagen und Trainingseinheiten kommt es für mich darauf an, die Stärken und auch Schwächen jedes Einzelnen zu sehen und daraus dann ein starkes Team zu formen. In diesem Jahr haben wir im Vorfeld des World Final sogar noch Testspiele vereinbaren können. Das hilft sehr. Da können wir uns gemeinsam im Wettkampf finden. Dazu ein paar taktische Basics, dass wir auf dem Platz das Gleiche wollen. Und am Ende natürlich voller Einsatz und volle Konzentration auf das gemeinsame Ziel: Spiele gewinnen. Darauf wollen wir die Jungs in der kurzen Zeit einschwören.
Was willst du im Vergleich zum Vorjahr anders machen?
Im vergangenen Jahr war das World Final erstmals im Herbst, so wie jetzt auch. Da ist es schon etwas kälter. Außerdem hatten wir eine Sondersituation, denn die große Corona-Welle war endlich vorbei. Daran mussten sich alle erst einmal gewöhnen. Aus diesen Erfahrungen konnten wir einiges lernen und hoffen jetzt, es noch besser zu machen.
Wie hast du mit dem Fußball angefangen?
Als kleiner Junge beim TSV Münchingen, meinem Heimatverein in der Nähe von Stuttgart. Ich war schon immer ein großer Fußballfan, wobei ich auch früh wusste: Ich will mal Trainer werden. Fußball ist einfach ein Sport voller Leidenschaft, der Menschen verbindet, das hat mich immer begeistert.
Warum gerade Trainer?
Ich war als Spieler immer nur in meinem Heimatverein, dem TSV Münchingen, habe dort meistens in der Innenverteidigung oder auf der 6er Position gespielt. Dort begann auch meine Laufbahn als Trainer. Über den TSF Ditzingen kam ich dann ins NLZ der Stuttgarter Kickers. Ich fand es schon immer faszinierend, Teams zu formen und zu entwickeln, den Spielern dabei zu helfen, besser zu werden. Da ich selbst nicht auf höchstem Niveau gespielt habe, habe ich auch früh mit Trainerlizenzen begonnen, um so früh wie möglich so viel wie möglich zu lernen – in der Theorie, aber vor allem auch im Austausch mit anderen Trainern. Unter den Leuten bei der A-Lizenz waren auch viele Ex-Profis. Von denen konnte ich viel lernen.
Bei welchem Verein bist du jetzt Trainer?
Ich trainiere aktuell die U19 der SpVgg Thalkirchen.
Hast du ein Trainer-Vorbild?
Ich habe nicht das eine Trainer-Vorbild, aber mir von vielen Coaches etwas abgeschaut. Ich versuche, ich selbst zu sein und meinen Weg zu gehen. Und auf diesem Weg viel Inspiration aufzusaugen. Ob das dann Jürgen Klopp, Pep Guardiola oder auch José Mourinho ist, die alle völlig unterschiedlich sind – oder auch Trainer, die mir bei meinem Werdegang begegnet sind. Ich konnte immer viel lernen. Und lerne natürlich permanent Neues dazu.
Wie hast du buntkicktgut kennengelernt?
Als ich 2020 nach München gezogen bin, habe ich recht schnell von buntkicktgut erfahren und einfach mal direkt nachgefragt: Wie kann ich mitmachen? Und schon war ich dabei. Als Trainer habe ich mich schon immer für Spieler begeistert, die Straßenfußballmentalität verkörpern und diese auch mit in den Vereinsfußball bringen. Dass buntkicktgut noch viel mehr ist, habe ich dann gesehen: Neben dem Kicken kannst du Street Football Worker werden, Referee, Coach oder buntkicker-Reporter. Da geht einiges!
Nicht nur bei den Kids. Auch bei dir. Du bist Bundestrainer der Straßenkicker geworden?
Ich fand den FC Bayern Youth Cup direkt spannend, als ich von ihm gehört habe. Als Rudi mir dann erzählt hat, dass noch ein Coach gesucht wird, habe ich sofort zugesagt. Ich bin jetzt seit 2022 Trainer vom Team Germany. Neben dem Fußball arbeite ich eigentlich im Marketing-Bereich. BWL und Medienwissenschaft habe ich studiert.
Was machst du außer Fußball und Beruf?
In meiner Freizeit schaue ich Fußball. (lacht) Oder ich doziere an verschiedenen Hochschulen nebenberuflich. Und ansonsten bin ich gerne draußen unterwegs, mache verschiedene Sportarten oder schaue auch gerne bei vielen Sportarten wie Eishockey oder Basketball zu. Hauptsache das Ding ist rund und bunt…