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„Beim Fußball zählt nicht, wo du herkommst, sondern ob du es drauf hast !“

Mit knapp 6 Millionen Muslimen hat Frankreich die größte muslimische Gemeinschaft in Europa. Eine coole Sache eigentlich, umso gemischter umso besser, könnte man meinen…. Wir wollten wissen ob das auch im Alltag so ist und uns ein eigenes Bild machen. Deshalb und haben wir die Jungs in Carcassone mal gefragt, wie sie den Alltag als Muslime so erleben.

München, 9.12. (Mehdi)

Wie es denn euer Alltag hier in Carcassonne?

-Tarek: Es gibt einfach viele Vorurteile der Franzosen gegenüber den Muslimen. Man sollte es deshalb vermeiden sich öffentlich als Moslem zu präsentieren, da man sonst von der Gesellschaft nicht anerkannt wird.

– Bilal: Kopftuch ist auf jeden Fall ein NO-GO. So etwas wie einen Sunnah-Bart sollte man auch möglichst vermeiden.

– Ismail: Wir werden auch oft beleidigt, aber dass akzeptieren wir gerade noch und können es ignorieren. Unser Problem ist, dass wir nicht akzeptiert werden.

-Tarek : Allerdings nur wenn wir nur beleidigt wenn wir alleine oder in kleinen Gruppen sind, aber nicht wenn wir in großen Gruppen sind. Vereinzelt kriegst du aber dann schon so Sachen zu hören wie „dreckiger Araber “ oder „dreckiger Moslem“! Es sind aber oft auch die Blicke. Du merkst schon wie sehr du missachtest wirst, wegen deinem arabischen Aussehen. Auch wenn die Leute nichts sagen, merkst du an deren Verhalten das du nicht erwünscht bist.

– Tarek: Aber nicht alle sind so. Denn es gibt nämlich auch Franzosen, die Muslime respektieren und akzeptieren. Ich selber habe nicht-muslimische Freunde, die ich wie meine eigenen Brüder sehe.

Gab es schon einmal Anschläge auf Moscheen oder ähnliches?

-Tarek: Ja auf jeden Fall, dass ist mittlerweile gar nicht mehr so unüblich geworden, das man immer wieder von kleineren Anschlägen auf Muslime hört-

-Ismail: Es gab auch schon einmal einen größeren Anschlag auf eine Moschee. Da haben Franzosen während des Freitags Gebet die Moschee in Brand gesetzt. Jedoch ist Gott sei Dank keiner ums Leben gekommen.

Musstet ihr euch schon einmal auf Grund eurer Religion schlägern?

-Bilal: Schlägereien sind bei uns alltäglich. Manchmal entstehen sie auf Grund der verhassten Viertel und manchmal einfach nur so aus Spaß. Jedoch prügeln wir uns aber auch auf Grund unserer Religion.

-Ismail: Das Beste daran ist aber, dass wir bei einer Schlägerei mit Rassisten nie verloren haben.

Wie ist denn euer Freundeskreis aufgebaut? Und wie ist die Stimmung so unter euch?

– Tarek: Nein. Unser Freundeskreis ist eher gemischt. Es gibt aber auch viele kleinere Viertel die nur aus Arabern bestehen und die haben dann manchmal auch Stress unter sich.

-Ismail: Ja. einige muslimische Gebiete können sich nicht ausstehen.

-Bilal: Es gibt viel Stress unter den Arabern.

Wie werden die Muslime von der Regierung/Polizei behandelt?

-Tarek: Die Regierung ist allgemein nicht ganz Rechtsextrem, aber wenn sie es ist dann in Carcassonne. Die Polizei ist jedoch öfters korrupt.

-Bilal: Wenn du dich mit dem Staat gut verstehen willst, dann musst du so werden wie sie es möchten beziehungsweise dich anpassen. Das würden die Araber aber niemals mit sich vereinbaren können.

-Tarek: Wenn sich zwei Muslime streiten/schlägern, interessiert es die Polizei nicht. Sie werden nicht eingreifen. Wenn sich jedoch ein Moslem und ein Franzose streiten/schlägern, dann wird es für die Polizei gleich interessanter und automatisch hat der Franzose immer recht.

-Ismail: Polizisten dealen auch mehrmals. (nicht sauber)

Hatten eure Eltern Nachtteile bei der Arbeitssuche?

-Tarek: Nein, unsere Eltern haben das Land praktisch mit aufgebaut. Ohne die wäre Frankreich, ja nicht das was es heute ist.

-Bilal: Aber wenn man Polizist werden möchte, dann ist es natürlich vom Vorteil Franzose zu sein, da die Polizisten bei sowas eher rassistisch sind.

Wie ist euer Alltag in der Schule oder in eurem Fußballverein?

-Tarek: In der Schule geht es eigentlich. Unter Schülern gibt es da eigentlich nur selten Probleme. Wenn Diskriminierung kommt, dann eher von den Lehrern. Es gibt oft Situationen, wo wir diskriminiert und verarscht werden. Das passiert aber auch nur, da wir in der Schule meistens in der Unterzahl sind.

-Bilal: In unserem Fußballverein ist das aber wiederrum anders, da sind wie erstens wieder alle zusammen und zweitens zählt beim Fußball nicht wo du herkommst sondern ob du es drauf hast oder nicht.

-Ismail: Und wie jeder hier weiß, sind wir Muslime die besten im Fußball also bekommen wir keine Probleme nicht zur Mannschaft zu gehören.

Sie haben das Wort in Sachen Religion: Mehdi, Bilal und Tarek (v.l.)

Sie haben das Wort in Sachen Religion: Mehdi, Bilal und Tarek (v.l.)

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