„Geht auf die Straße und spielt einfach“ – Interview mit Felix Magath
buntkicker: Herr Magath, was machen Sie bei Eis und Schnee an einem Sonntag beim FC Unterföhring. Sind Sie auf Talentsuche?
FELIX MAGATH: Talente habe ich hier bereits einige gesehen, was mich sehr freut. Aber ich bin einfach nur eingeladen worden, mir das internationale Freundschaftsspiel während des Literaturfestes in München anzusehen und zu analysieren.
buntkicker: Dabei wurden zwei Mannschaften gebildet und zusammengewürfelt, bestehend aus Spielern der Autorennationalmannschaft, Münchner Prominenz und Akteuren von buntkicktgut – darunter auch unbegleitet minderjährige Flüchtlinge aus der Bayernkaserne und dem Hotel Pollinger in München.
Eine sehr schöne Idee, ein Zeichen für Integration und grenzenloses Zusammenspiel. Bei solchen Veranstaltungen bin ich immer gerne dabei. Ich habe viele tolle Menschen gesehen und kennengelernt. Ich bin nur ehrlich gesagt etwas verwundert, dass ich erst jetzt von der interkulturellen Straßenfußball-Liga in München namens buntkicktgut gehört habe. Schließlich war ich ja über zwei Jahre Trainer beim FC Bayern. Und so lebe ich auch seit 2004 in München. Da hätte ich eigentlich davon erfahren müssen. Ein tolles Projekt, was der Herr Heid da auf die Beine gestellt hat. Sehr lobenswert!
buntkicker: Seit knapp 20 Jahren begleitet und betreut die interkulturelle Straßenfußball-Liga insbesondere unbegleitet minderjährige Flüchtlinge auf wie neben dem Fußballplatz. Engagieren Sie sich auch für Flüchtlinge?
Ich trainiere zwar gerade keinen Verein, aber ich bin immer noch in der Fußballszene tätig. Mir macht das einfach wahnsinnig Spaß. Ich arbeite mit vielen Clubs und Fußballern zusammen, und setze mich für benachteiligte Kinder ein. Ich bin Vorsitzender von „Leon Heart“. Eine Organisation, die sich mit dem Grundsatz „wirkungsvoll helfen“ erfolgreich für Kinder und Jugendliche in sozialen und medizinischen Einrichtungen in aller Welt einsetzt.
buntkicker: Haben Sie schon mal mit Flüchtlingen gearbeitet?
Selbstverständlich. Im September trainierte ich in Potsdam das Team Welcome United 03, eine Mannschaft, die sich ausschließlich aus Flüchtlingen zusammensetzt. Ein ganz besonderes Projekt mit Vorbildcharakter. Ich hatte in meiner anfänglichen Trainerzeit sogar einen Flüchtling aus Bosnien, den ich bis in den Profifußball gebracht habe.
buntkicker: Könnten Sie sich vorstellen ein Team aus Flüchtlingen bestehend zu trainieren?
Wie gesagt, ich habe es ja schon getan. Warum auch nicht? Am besten kenne ich mich natürlich im Profifußball aus. Auch der Jugendbereich ist mir nicht ganz fremd. Eine Flüchtlingsmannschaft zu trainieren war etwas völlig neues für mich. Dieser Herausforderung habe ich mich aber gerne gestellt.
buntkicker: Kann Straßenfußball für junge Spieler eine Brücke in den Profifußball sein?
Straßenfußball war früher schon und ist bis heute ein guter Startpunkt für Fußballer. Denn man lernt viele entscheidende Dinge: wie Zusammenhalt, Ehrgeiz, Technik und Durchsetzungsvermögen. Ich empfehle jedem Jugendlichen: Geht auf die Straße und spielt einfach.
buntkicker: Haben Sie auf der Straße mit dem Fußballspielen begonnen?
Ja. Ich war oft auf der Straße und habe mit anderen gekickt. Das hat mir sehr geholfen. Ich hatte außerdem das Glück, dass in meiner Nachbarschaft ein Spieler war, der damals in der höchsten deutschen Liga aktiv war. Mit ihm habe ich ab und zu trainiert. So habe ich viele wichtige Sachen gelernt, die mich zum Profifußball gebracht haben.
buntkicker: Haben Sie heute bei dem internationalen Freundschaftsspiel Talente gesehen, die auch das Zeug zum Profi haben?
Ja, in der Tat. Natürlich kann man das nach einem Spiel nicht genau sagen. Aber ich habe einige Jugendliche heute gesehen, die es mit ein bisschen mehr Training durchaus schaffen könnten.
buntkicker: Muss man nicht bereits ab der F-Jugend für einen Lizenzverein spielen, um groß rauszukommen?
Nein, niemals. Man hat immer eine Chance auf den Profifußball – ob man nun elf oder 17 Jahre alt ist oder vielleicht sogar noch etwas älter. Solange man fit ist und Lust auf Fußball hat, kann man es mit der richtigen Einstellung immer schaffen.
buntkicker: Auf was schauen die Trainer? Was muss man als Spieler können, um die großen Vereine von sich zu überzeugen?
So darf man als Spieler niemals denken. Man sollte nie nach den Maßstäben und Erwartungen eines Trainers spielen. Spiele einfach so, wie du es kannst und willst, gebe immer dein Bestes. Gebe vor allem niemals auf.
Interview: Mehdi Dari