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Allein unter Münchnern

Dieses Jahr begleitete uns auf unserer Togo-Reise ein ganz besonderes Mädchen. Nilay aus Bremen, 19 Jahre alt, Fußballerin und wie sie selber von sich sagt „Vollblut-Werder-Fan“. In ihrer Heimatstadt engagiert sie sich beim Sportgarten Bremen, ein Projekt der offenen Jugendarbeit. Die Erfahrung 14 Tage alleine mit einer Horde Münchnern durch Togo zu reisen war für sie natürlich eine ganz neue Erfahrung, bei der sie einiges von uns gelernt hat – doch wir auch von ihr. Aber lest selbst: 

Die Mädels-Delegation (von links nach rechts: Mina, Nilay, Basira, Chloé)

Als ob mir die Integration in das deutsche Volk als Deutsch-Türkin nicht schon genug Probleme bereiten würde, so musste ich jetzt einer größeren Aufgabe gewachsen sein: als einzige Bremerin und Vollblut-Werder-Fan zwei Wochen alleine unter fast ausschließlich Bayern-München-Fans. Einige dieser Münchner hatte ich die letzten Jahre über das Netzwerk für Straßenfußball schon kennengelernt – mit all ihren Eigenarten.

Durch die Fahrt wurde mir nun aber ein komplett neues Vokabular offenbart. Für einen „normalen“ Menschen ist es wirklich nicht einfach einige Dinge zu verstehen – z.B. wenn Ismail sagt, dass ihn etwas langweilt dann bedeutet das nicht, dass ihm langweilig ist, sondern dass er es einfach madig findet.
Tja, und was bedeutet madig?
Von Abdullah habe ich gelernt, dass es madig ist wenn beim Kacken das Toilettenpapier leer geht. Aber wenn Phillip, der mit Abu in einem Zimmer war, danach aufs Klo geht und keinen Fetzen Toilettenpapier hat, dann ist es ENDmadig.
Wenn die Münchner etwas betonen oder dramatisieren wollen setzen sie vor jedes beliebige Adjektiv ein „end“ z.B. endgeil, endsüß, endnervig, endcool. Mina lehrte mich, dass sich das „end“ von dem Wort „endlos“ ableitet. Das „end“ wird von jedem so oft verwendet, dass es wirklich niemandem mehr auffällt.

Zu meinem Unglück spielte am zweiten Wochenende in Togo Werder gegen Bayern. 0:7.
Muss ich nicht mehr zu sagen oder? Obwohl: für eine Mannschaft deren Ersatzbank teurer ist als unser ganzer Kader wäre doch mehr drin gewesen oder?

Am meisten verwirrt war ich, als Zahbi zu Nabil sagt: „Ich fo(r )tz dich gleich!“ Der Ausdruck und die Schreibweise war mir unklar, ich dachte, er möchte ihn gleich anpupsen. Jedoch steht hinter der Aussage eher eine Drohung zu aggressivem Handeln  gegenüber der angesprochenen Person.

Von Max lernte ich, dass „Oida“ ein Wort ist, mit dem ich mein Erstaunen zeigen kann, so wie „Alter…“. Aber wie man auf Oida kommt wird mir wohl ein Rätsel bleiben.

Nilay in Kpassouadé

Am meisten taugte (für die Nicht-Münchner: taugt=gefällt mir) mir die Individualität der Gruppe. Durch 15 Leute waren 8 Nationen vertreten, es zählte nie wer woher kommt, wer wie viel Geld hat oder wer welche Schulbildung hat – also genau das Gegenteil vom normalen Leben. Wie Basira sagen würde, eine gescheite Gruppe (wieder für die Nicht-Münchner: gescheit= toll/gut/freundlich).

Und wie man es auch in der Biologie gelehrt bekommt, bei der Osmose und Diffusion passt man sich seinem Umfeld an – irgendwann fing auch ich an, die bekannten Regeln beim Sprechen wegzulassen und Wörter wie „end“ und „gescheit“ zu benutzen.

Die Münchner schaffen es sogar „das einzige“ zu steigern und machen „das einzigste“ draus. Tja… und irgendwann ertappte ich mich auch beim Benutzen des Wortes. Zu guter Letzt musst du es nur noch schaffen, an jeden zweiten Satz ein „ge“ ranzuhängen.

Für Leute, die ebenfalls neu zu der Gruppe dazu stoßen und sich Sorgen machen, ein Außenseiter zu sein, kann ich nur sagen: das ist Schmarrn!! (Schmarrn = Unsinn)
Die Münchner backen aus dir in kürzester Zeit ein buntkicktgut-Männchen. Papa Rudi kippt das volle Glas der buntkicktgut-Geschichte in dich hinein, Ismail streut alle Stories über die Teams/Plätze/Hallen und einzelne Spieler auf dich. Sie vermischen ihr Vokabular mit deinem und überziehen dich mit einem buntkicktgut-T-shirt.

Auch wenn sie ihre Eigenarten haben, kann man unglaublich viel Spaß mit ihnen haben!
Es war eine ENDGEILE Zeit in Togo!!!

Die „Togo Gang“ in traditionellen afrikanischen Gewändern

(von vorne links nach hinten links: Abdullah, Basira, Nilay, Oussman, Mina, Max, Zabhi, Ismail, Chloé)

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